Stade. „Wenn du liebst was du machst, kommt der Rest von ganz allein.“ Am Montagmorgen lauschen knapp 120 Schülerinnen und Schüler der 9. Klasse dem Text von Fargo‘s Song „Gutes Gefühl“. Der Einstieg zur Podiumsdiskussion in der Turnhalle der Realschule Camper Höhe unter dem Motto Standbein und Spielbein soll direkt zum Nachdenken anregen.
Die Stader Firma NDB ist die treibende Kraft hinter der Aktion. Seit 2018 ist das Stader Unternehmen Nachwuchs-Partner des Hamburger SV. „Im Zeitalter von Instagram schauen die Jugendlichen fast nur noch auf andere“, sagt Simone Schmitz von NDB.
HSV-Talente erzählen vom Alltag
Um die Schüler zum selbstständigen Denken anzuregen und ihnen wertvolle Werte für die Berufsorientierung mitzugeben, hat die Firma zwei HSV-Nachwuchskicker nach Stade geholt.
Deshalb stehen Niklas Tuppeck und Otto Stange am Montag nicht wie sonst neben Steffen Baumgart oder Robert Glatzel auf dem Fußballplatz. Beide wollen Fußballprofi werden. Tuppeck kickt aktuell noch bevorzugt für die U19 des HSV. Otto Stange darf sich bereits im Training bei den Profis beweisen.
Heute sitzen sie zwischen Lehrer Sönke Kreibich und den Schülern Johannes Mögling und Lina Voß sowie Moderator Mark Schober. Sie berichten von ihrem Alltag beim HSV. Von 8 Uhr bis 16 Uhr geben sie auf dem Rasen und im Kraftraum Vollgas. Wer herausstechen will, schiebe Extraschichten „Da bleibt fast keine Zeit für sich selbst“, sagt Tuppeck.
Kaum ein Schüler hat einen Plan für die Zukunft
Auch Lina Voß und Johannes Mögling wissen schon, was sie später einmal machen wollen. Voß will Erzieherin werden, Mögling will entweder Medizin-Chemikant werden oder in der Luft- und Raumfahrttechnik arbeiten. Dass längst nicht alle Schüler so weit sind, zeigt die Nachfrage, wer schon eine Vorstellung für die Zukunft hat. Nur zwei Schüler melden sich.
„Der Unterschied zwischen Plenum und Zuhörern war schon deutlich“, sagt Lehrer Sönke Kreibich im Nachgang. Das Plenum hätte klare Ziele, wisse, was es wolle und arbeite daran, diese zu erreichen. In der 9. Klasse sollten seine Schüler zumindest schon eine Idee haben, was sie später machen wollen, meint Kreibich.
Moderator Marc Schober rät den Schülern: „Wenn ihr euch Ziele setzt, wird der Weg klarer.“ Auch Vorbilder könnten dabei helfen. Tuppeck und Stange nennen in diesem Atemzug beide Cristiano Ronaldo.
Die Professionalität und Disziplin, die er vorlebe, begeistert die Nachwuchskicker und motiviere sie, diszipliniert zu sein. Otto Stange erzählt, er habe manchmal keine Lust auf die Extraschichten im Fitnessstudio. „Aber ich muss diszipliniert sein, und ziehe es einfach durch.“
Für den Traumberuf ist es nie zu spät
Eine Parallele zwischen den HSV-Talenten und den Schülern sei außerdem die Leistungsdiagnostik. „Wir tragen bei jedem Training Chips, die messen, wie viel und wie intensiv wir laufen“, erzählt Stange. Auch die Leistung der Schüler würde täglich unter die Lupe genommen, so Sönke Kreibich.
Gegen Ende der Diskussion stellt ein Schüler die Frage, ab welchem Punkt der Traum, Fußballprofi zu werden, endet. Otto Stange antwortet mit einem aktuellen Beispiel. „Daniel Elfadli hat auch zuerst eine Ausbildung gemacht und ist dann mit 25 Jahren Profi geworden.“ Elfadli war im Sommer aus Magdeburg zum HSV gewechselt. „Wenn man will, kann man alles schaffen.“
Simone Schmitz ist mit der Veranstaltung zufrieden. „Auch wir bemerken anhand der Bewerbungen, dass sich Jugendliche immer später Gedanken über ihre Zukunft machen.“ Es sei wichtig, sich schon früh mit dem Thema auseinanderzusetzen. Schmitz hofft, einige Schüler zum Nachdenken bewegt zu haben.
Quelle: Stader Tageblatt