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Pressemitteilung

Azubi-Suche: Chancen erhöhen

15.05.2025

Mehr Ausbildungsplätze als Bewerber: Das ist auch im Handwerk Realität. Wie positionieren sich Betriebe optimal?

VON MARTINA JAHN UND KATHARINA WOLF / Norddeutsches Handwerk Regional

Das Ausbildungsjahr beginnt bald, doch bei Ihnen ist noch eine Stelle frei? Damit sind Sie nicht allein. Laut Azubi-Recruiting-Trends konnten im vergangenen Jahr 39 Prozent von knapp 1.800 befragten Betrieben nicht alle Ausbildungsplätze besetzen. 70 Prozent gaben an, weniger Bewerbungen als früher erhalten zu haben. Für die Azubi-Recruiting-Trends werden jedes Jahr neben Ausbildungsverantwortlichen auch junge Menschen in oder vor einer Ausbildung befragt. Bei den Antworten der beiden Gruppen zeigt sich, dass so mancher Betrieb einem oder mehreren Denkfehlern aufsitzt. Vier Tipps, damit Ihnen das nicht passiert.

1. Die Azubi-Suche ist kein Selbstläufer
Früher mag es so gewesen sein, dass Schülerinnen und Schüler Schlange standen, um einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Doch heutzutage streben viele Jugendliche ein Studium an. Und die Konkurrenz schläft nicht Die Hälfte der rund 5.000 befragten jungen Menschen gab an, mehr als ein Angebot für einen Ausbildungsplatz erhalten zu haben. Handwerksbetriebe sollten deshalb auf sich aufmerksam machen und aus der Masse hervorstechen. Das empfehlen die Autoren der Azubi-Recruiting-Trends: 

  • Liefern Sie wichtige Informationen zu Ihrem Ausbildungsangebot wie Arbeitszeiten, Ausbildungsvergütung, Urlaubsanspruch sowie Ablauf und Inhalt der Ausbildung.
  • Storytelling – erzählen Sie Geschichten aus dem Arbeitsalltag, um die Jugendlichen zu begeistern. Um Kontakte zu Auszubildenden zu knüpfen, ist das Team der Johs. Seufert + Sohn GmbH, kurz Seusta, regelmäßig auf Ausbildungsmessen aktiv. „Dorthin begleiten uns auch einige Azubis“, sagt Alexander Brotsmann, gewerblicher Ausbildungsleiter in dem Betrieb in Stade. Das senke die Hemmschwelle: „Die Kommunikation der Jugendlichen auf Augenhöhe hat eine sehr starke Wirkung“, betont er. 

Der persönliche Kontakt auf den Messen sei der Schlüssel zum Erfolg. Es brauche aber eine kontinuierliche Präsenz auf mehreren Ausbildungsmessen, um sichtbar zu sein. Ein Netzwerk in die Schulen der Region ermöglicht es dem Betrieb zudem, Schülerinnen und Schüler für ein zweiwöchiges Praktikum zu gewinnen. „In dieser Zeit lernen wir uns kennen und können prüfen, ob wir zueinander passen“, sagt Brotsmann. Wenn es für beide Seiten stimmt, folge zeitnah die Zusage für einen Ausbildungsplatz und die Vertragsunterzeichnung. Auch die Arbeitskleidung werde gleich anprobiert, „damit ist der Weg in die Ausbildung strukturiert und transparent“.

50 PROZENT der Jugendlichen gaben in der Befragung an, dass sie mehr als ein Ausbildungsplatz-Angebot erhalten haben.

2. Unterschätzen Sie Google nicht 
Angehende Azubis nutzen für ihre Suche nach einem Ausbildungsplatz Google. 83 Prozent der befragten Jugendlichen haben diese Suchmaschine verwendet. Doch nur 19 Prozent der Ausbildungsverantwortlichen gaben an, für die Azubi-Suche Google-Anzeigen zu schalten. Erhöhen Sie Ihre Sichtbarkeit bei Google! Zum Beispiel so: 

  • Laden Sie Stellenanzeigen auf Ihrer Seite nicht als PDFs hoch, Google kann sie nicht lesen. Nutzen Sie eine HTML-Seite.
  • Verzichten Sie auf eine Registrierung. Google bevorzugt Stellenanzeigen mit der direkten Bewerbung (Direct Apply).
  • Verwenden Sie die richtigen Keywords. Kein Jugendlicher sucht nach Schüler (m/w/d), sondern eher nach Berufsbezeichnungen wie „Ausbildung auf dem Bau (m/w/d)“. 

In dem Stader SHK-Betrieb starten pro Jahr vier bis sechs Auszubildende. Sie erlernen den Beruf des Anlagenmechanikers für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Für die Sichtbarkeit im Netz spielt auch der Webauftritt eine große Rolle, betont Ausbildungsleiter Brotsmann. Bei Seusta gibt es einen Karrierebereich. Hier sind Informationen zu den Ausbildungsberufen und Stellenanzeigen zu finden. Interessenten erfahren alles über die Zusammenarbeit in dem Betrieb. Auch Kontaktmöglichkeiten per E-Mail, Telefon und Social Media werden genannt.

Über Social-Media-Kanäle gibt der Betrieb Jugendlichen einen authentischen Einblick in den Arbeitsalltag. „Direkte Bewerbungen erhalten wir darüber nicht – doch es stärkt das Interesse an unserem Unternehmen“, ist sich der 33-Jährige sicher.

3. Den Bewerbungsprozess vereinfachen
Lebenslauf, Bewerbungsschreiben, Zeugnisse – je höher die Anforderungen an eine Bewerbung sind, desto weniger sind Jugendliche geneigt, sich zu bewerben. Laut Azubi-Recruiting-Trends sagten 51 Prozent der befragten jungen Leute, dass eine schnelle, einfache Bewerbung „auf jeden Fall“ die Chance erhöhe, dass sie sich bei einem Unternehmen bewerben. Nur 7 Prozent antworteten „nein“ auf diese Frage. 

42 Prozent der befragten Ausbildungsverantwortlichen gaben hingegen an, die Bewerbenden müssten schon „ein bisschen Engagement“ mitbringen. Den Unternehmen sind vor allem der Lebenslauf, Schulzeugnisse und Anschreiben wichtig. Dennoch klare Empfehlung: Machen Sie Ihren Bewerbungsprozess so einfach wie möglich und verzichten Sie auf Unterlagen, die auch eine KI oder die Eltern geschrieben haben können. 

,,Damit Auszubildende Vertrauen aufbauen, braucht es einen strukturierten und transparenten Prozess.“ Alexander Brotsmann, Ausbildungsleiter

4. Geben Sie nicht zu früh auf
Sie rechnen schon nicht mehr damit, noch einen Azubi zu bekommen? Geben Sie nicht zu früh auf! Viele Jugendliche sind oft bis zum Sommer noch unversorgt und suchen auf den letzten Drücker. 17 Prozent der Jugendlichen gaben in der Befragung an, sich erst nach dem Schulabschluss intensiv mit dem Thema der beruflichen Orientierung zu beschäftigen.

  • Diese 17 Prozent sind erstmal auf das Wichtigste fokussiert – ihren Schulabschluss. Sie machen einen Schritt nach dem anderen.
  • Die Gefahr, dass der Bewerbende abspringt, ist kleiner, als wenn Sie mit langem Vorlauf planen.
  • Studienabbrecher erreichen Sie eher kurzfristig. Ihr Interesse sei groß, schnell etwas Neues zu beginnen und nicht mehr Zeit zu verlieren.

Auch bei Seusta kamen in den vergangenen Jahren einige Bewerbungen später als sonst an. Deshalb vergibt der Handwerksbetrieb auch kurzfristig Ausbildungsplätze. Normalerweise kümmern sich Alexander Brotsmann und Team schon ab August um die Akquise für das Folgejahr. „Nach der Vertragsunterzeichnung erhält jeder eine Einladung zum Willkommenstag“, erläutert er. Dort lernen sich die Azubis untereinander kennen. Das Positive daran: Es springen sehr wenige Azubis vor Ausbildungsbeginn ab.

 

Quelle: Norddeutsches Handwerk Regional - Ausgabe 05/2025

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