BUXTEHUDE. Ein Gründach auf dem Firmengebäude, nachhaltiges Büromaterial einsetzen, den Fuhrpark umrüsten auf EAutos: Im Rahmen des Projekts „Klimapioniere“ der Klimawerkstatt im Landkreis Stade und der Hochschule 21 haben Auszubildende und junge Mitarbeiter viele Ideen zum Energiesparen in ihren Firmen entwickelt. Das sind die Preisträger und ihre Ideen.
Themenfelder zu finden, in denen ihre Firmen noch nicht von sich aus aktiv geworden sind in Sachen Klimaschutz, ist gar nicht so leicht. Das haben alle jungen Teilnehmer bei ihrer Projektarbeit erlebt. Selbst das siegreiche Trio der Firma NDB Elektrotechnik, das sich am Ende den ersten Platz holte, hatte sich anfangs schwergetan mit der Ideenfindung. Kaffee im Großpack kaufen statt in Portionsbeuteln, die Geräte nicht im Standby-Modus laufen lassen, die Heizanlage checken: Darauf war die Firma schon selbst gekommen, berichteten die drei NDB-„Klimapioniere“ bei der Abschlussveranstaltung des Projekts in der Hochschule 21.
Schließlich fanden sie dann aber doch Felder, auf denen sich in ihrem eigenen Umfeld etwas bewegen lässt: So haben sie untersucht, wie die Mitarbeiter bei ihren Außeneinsätzen ihre Pausen verbringen und festgestellt, dass viele im Winter bei unter sechs Grad Außentemperatur ihre Fahrzeugmotoren laufen lassen, wenn sie keinen Bauwagen vor Ort haben. Ihre Anregung: Bei der Anschaffung von Firmenwagen darauf achten, dass sie eine Standheizung haben. Überlegt haben sie auch, wie sich ihre Firma grüner machen lässt: Das Hauptgebäude ließe sich extensiv begrünen, haben sie festgestellt und sich für Sedum kamtschaticum entschieden. Das bündelt ihren Recherchen zufolge das meiste CO2.
Das Firmengelände soll zum Habitat werden
Eine weitere Idee: Das Firmengelände in Stade, das 12 500 Quadratmeter Grünfläche hat, zum Habitat machen. Unterkünfte für Vögel und Fledermäuse sollen platziert, Steinhaufen angelegt werden. Diese Ideen brachten dem NDB-Trio am Ende den ersten Platz: „Sie haben sich mit einem großen Spektrum beschäftigt und ihr Bericht hatte fast wissenschaftliche Qualität“, begründete Professor Nicolei Beckmann das Urteil der dreiköpfigen Jury mit Matthias Reichert, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Landkreis Stade GmbH, und Buxtehudes Nachhaltigkeitsmanagerin Marie Frenkel. Insgesamt 30 Auszubildende und junge Mitarbeiter haben an dem fünfmonatigen Projekt „Klimapioniere – Energie- und Ressourceneffizienz im Landkreis Stade“ teilgenommen und sich mit Studentinnen und Studenten der Hochschule 21 ausgetauscht. Im Rahmen des gemeinsamen Projekts der Klimawerkstatt im Landkreis Stade e.V. und der Hochschule 21 haben sie Projekte erarbeitet, die auch ihre Kollegen für mehr Klimaschutz im Alltag sensibilisieren sollen. Mit einer vierwöchigen Workshop-Phase war das Projekt gestartet. Studenten der Hochschule waren in die Rolle der Dozenten geschlüpft und hatten den jungen „Klimapionieren“ ausgewählte Inhalte praxisnah vermittelt. Anschließend waren die Teams in ihren Firmen und Rathäusern unterwegs, um Ideen zu erarbeiten. Jetzt wurden die Besten prämiert.
Sparkassen-Mitarbeiter sollen öfter mit dem Rad kommen
Platz 2 errang das Team der Sparkasse Stade-Altes Land. Die Auszubildenden des Geldinstituts haben auf viele kleine Schritte gesetzt. „Wenn wir alle an einem Strang ziehen und kleine Ziele verfolgen, dann lässt sich etwas Größeres erreichen“, lautete ihr Credo. Ihr Wunsch: Nachhaltiges Denken verankern in den Köpfen der Kunden und der Mitarbeiter. Dazu haben sie unter anderem ein Video gedreht, mit dem sie die Kollegen anregen wollen, doch mal mit dem Fahrrad statt mit dem Auto zur Arbeit zu kommen. Wenn ein Mitarbeiter zweimal pro Woche fünf Kilometer einfache Strecke fährt, wäre das bei 150 Mitarbeitern eine Einsparung von 18 Tonnen CO2 im Jahr, haben sie errechnet. Auch einen Podcast zum Thema haben sie ins Leben gerufen.
Den dritten Platz errangen die Auszubildenden der Samtgemeinde Horneburg. In den Büros im Horneburger Rathaus hatten sie recherchiert, wie und ob gelüftet und das Licht ausgeschaltet wird und wie viel ausgedruckt wird. Nach vielen Gesprächen entwickelten sie ein Konzept. Das enthält Tipps unter anderem zum effektiven Lüften und Heizen sowie zum Licht-Management. Büromaterial haben sie auf Nachhaltigkeit untersucht und Lebensmittel wie Kaffee, Getränke und Snacks, die bei Konferenzen serviert werden, danach bewertet, ob sie aus fairem Handel stammen. Alternativen wurden recherchiert. Ihre Empfehlung: Glasflaschen statt Plastik und Produkte mit Fairtrade-Siegel. Ein nachhaltiger Moderationskoffer für Workshops wurde erstellt: eine Holzkiste mit klimafreundlichen Produkten und Umweltpapier. Auch ein Quiz zum richtigen Mülltrennen hat das Team mit den Kollegen veranstaltet.
Den dritten Platz teilen sich die Horneburger mit dem Team der Neu Wulmstorfer Adalbert Zajadacz GmbH. In der Elektrogroßhandlung hat sich das Team angeschaut, was die Firma – als ausgewiesene Fachleute für das Thema – schon alles umgesetzt hat zum Einsparen von Ressourcen. Diese Themen haben sie noch einmal aufgearbeitet, um sie weiterzuverfolgen. Da es im Betrieb auch viele Büroarbeitsplätze gibt, haben sie drei einfache Maßnahmen für jedermann – bewusstes Einschalten der Technik, bewusstes Lüften und bewusstes Heizen – in einem Handout zusammengestellt, auf das nun alle Mitarbeiter zugreifen können.
Das Ergebnis ihres Gemeinschaftsprojekts hat die Initiatoren begeistert: Der Präsident der Hochschule 21, Professor Ingo Hadrych, lobte den Einsatz der jungen Teilnehmer: Wir diskutieren das Thema seit einigen Wochen ja nicht mehr so abstrakt, sondern sehr konkret. Sie haben es zu dieser Zeit perfekt auf den Punkt gebracht. “
Von Claudia Michaelis - Tageblatt