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Pressemitteilung

Alte Photovoltaikanlage läuft in Horneburg weiter

24.06.2021

Die Sonne liefert im Hause Tharann in Horneburg Strom für den Eigenbedarf. Die Vorreiter in Sachen Photovoltaikanlage haben nach Auslaufen des 100 000-Dächer-Programms eine Lösung gefunden, um weiterhin Ökostrom produzieren zu können.

„Ökostrom vom eigenen Hausdach“ titelte das TAGEBLATT im November 1999. Wolfgang und Brigitte Tharann aus Horneburg gehörten zu den ersten Bürgern im Landkreis, die an dem Förderprogramm der rot-grünen Bundesregierung teilnahmen. Vor 21 Jahren hatten sie auf ihrem schrägen Dach für rund 36 000 Mark eine Photovoltaikanlage installieren lassen. Zwei Jahre zuvor war hier bereits eine thermische Anlage mit einem 300-Liter-Speicher in Betrieb gegangen, mit der das Wasser durch Sonnenenergie erhitzt wird. Darunter wurden neun Module mit einer Leistung von jeweils 250 Watt montiert. Mehr als 20 Jahre lang erzeugten sie Strom aus Sonnenenergie, maximal 2,5 Kilowatt pro Stunde.

Für den Netzwerkspezialisten und IT-Techniker Tharann, der damals für die Grünen im Rat saß, war die Solaranlage eine Frage der Überzeugung, doch die Förderung half. Zur Finanzierung erhielten Tharanns Fördermittel aus dem Solarstrom-Programm – als einer der ersten Privathaushalte im Kreis Stade. Das Prinzip: Der in dem Mini-Kraftwerk produzierte Ökostrom wurde komplett ins Netz des Energieversorgers EWE eingespeist, Strom für den Eigenverbrauch wurde zugekauft. Mit zwei Zählern im Keller konnten sie überprüfen, wie viel Strom sie verkauften und was sie dazukauften. Das rechnete sich, denn durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), das die Einspeisevergütung für 20 Jahre garantierte, erhielten sie sehr günstige Tarife: Beim Verkauf einer Kilowatt-Stunde bekamen sie anfangs 99 Pfennige (50 Cent), beim Kauf dagegen zahlten sie nur 16,5 Pfennige (30 Cent). Das System habe sich selbst getragen, sagt Brigitte Tharann, mit den Einnahmen konnten Reparaturen bezahlt werden.

2020 lief das Förderprogramm aus. Bis Anfang Dezember sah es düster aus für die kleinen Erzeuger, besonders für die 20 Jahre alten Stromerzeugungsanlagen, die zum Jahresende hätten abgeschaltet werden müssen, weil sie sich nicht mehr rechneten. Laut der Zeitschrift Energiedepesche vom Bund der Energieverbraucher fielen 18 000 von rund zwei Millionen Solaranlagen in Deutschland zum 1. Januar 2021 aus der EEG-Förderung. 

Altanlage weiterhin nutzen 

Darunter auch die von Ehepaar Tharann. Erneut gehörten sie deshalb wieder zu den Vorreitern im Landkreis, denn nun suchten sie eine Lösung für die Frage, wie es mit ihrer (funktionierenden) Altanlage weitergehen sollte; Abschalten war für sie keine Option. Bis Ende Dezember sei die Gesetzeslage für eine Weiterführung der Altanlage und das Einspeisen des Stroms ins öffentliche Netz unklar gewesen, erzählt Wolfgang Tharann, es fehlte eine Anschlussregelung für die Einspeisevergütung. Klar war nur: „Wenn alle alten Anlagen abgeschaltet werden, klappt es mit der Energiewende nicht“, so Tharann.

Erst zum Jahreswechsel wurde politisch eine Entscheidung getroffen, wie die Altanlagen weiterbetrieben werden können. Mit der EEG-Novelle 2021 sind der Eigenverbrauch und die Einspeisung für Hausbesitzer mit einer kleinen Anlage geregelt. Das Nachfolgesystem, das Ehepaar Tharann mit EWE plante und realisierte, sieht eine Eigenversorgung mit Hilfe eines Stromspeichers vor. Dafür kauften sie für 8000 Euro einen Akku mit 3,3 Kilowatt Speicherkapazität – „die kleinste Größe passend zur Anlage“. Von NDB Elektrotechnik aus Stade wurden der Akku in einer Kammer im Obergeschoss installiert und das System auf Eigenverbrauch umgestellt. Wird mehr produziert als selbst verbraucht, wird der Strom aus der 2,5-Kilowatt-Anlage im Akku gespeichert. Ist der Akku voll, wird der überschüssige Strom ins EWE-Netz eingespeist; dafür gibt es eine monatliche Pauschale (4 Euro). 80 Euro im Jahr kostet die Versicherung. Weitere Kosten entstehen nur, wenn Strom aus dem Netz bezogen wird. 

Für Ehepaar Tharann ist die Investition in eine eigene klimaneutrale Stromversorgung selbstverständlich. „Idealismus ist dabei“, sagt Brigitte Tharann. „Man wird damit nicht reich“, sagt Wolfgang Tharann. Durch das Internet sei die Handhabung heute einfacher. Eine Smartphone-App, die Stromerzeugung, Eigenverbrauch, Netz-Einspeisung und Netzbezug auflistet, mache es leicht, den Überblick zu behalten.

Die Anfragen nehmen zu, berichtet Wilhelm von Elling, Diplom-Ingenieur Umwelttechnik und Fachberater für erneuerbare Energien bei der Verbraucherzentrale. „Die meisten machen weiter; ich rate ihnen dazu“, sagt der Energieberater. 

Nachrüstung mit Speicher lohnt sich 

Denn die Nachrüstung mit einem stationären Speicher lohne sich. Auch ein „Repowering“ (Modernisierung oder Erweiterung) sei möglich. Einige Kleinanlagenbetreiber leisteten sich ein E-Auto und nutzten das Fahrzeug als mobilen Speicher für ihre Neu- oder Altanlage.

Kostenlose Energieberatung

Bei der Verbraucherzentrale Niedersachsen gibt es für Hauseigentümer eine kostenlose Solar-Eigencheck-Beratung. Hauseigentümer können den energetischen Zustand ihres Gebäudes erfassen lassen oder vom Energieberater feststellen lassen, ob sich ihr Einfamilienhaus für die Installation einer Solaranlage eignet.

Eine Anmeldung für die Energieberatung ist telefonisch möglich unter 08 00/ 80 980 24 00 (kostenfrei) montags bis donnerstags von 8 bis 18 Uhr und freitags von 8 bis 16 Uhr oder über die Homepage.

Dank der Kooperation mit dem Verein Klimawerkstatt im Landkreis Stade, die den Eigenanteil übernimmt, sind einige der angebotenen Checks vor Ort für die Verbraucher ebenfalls kostenfrei: der Eignungs-Check Solar, der neue Eignungs-Check Heizung und der Gebäude-Check.

www.verbraucherzentrale-energieberatung.de

www.klimawerkstatt-stade.de

 

Quelle: TAGEBLATT Stade

Foto: Lohmann

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